Jesus sagte: „Selig sind, die nach der Gerechtigkeit hungern und dürsten, denn sie werden gesättigt werden“ (Mt. 5:6). Diejenigen, die nach Gerechtigkeit hungern und dürsten, sind selig. Der Herr sagte dies, als er zur Menge der Juden sprach. Er sagte nicht: „Werdet selig“ oder „Werdet hungrig und durstig nach mir.“ Er verkündete einfach: „Selig sind die, die hungern und dürsten.“ Entweder wir haben Hunger und Durst, oder wir haben sie nicht. Der Herr zwang niemanden und versuchte nicht, jemanden zu ziehen. Als der Herr auf die Erde kam, sagte er nicht: „Jetzt, da das Reich gekommen ist, müsst ihr alle hineinkommen.“ Dasselbe Prinzip gilt für das geistliche Trinken (Offb. 22:17; Jes. 55:1): Wer Durst hat, der komme und trinke. Wenn du heute Durst hast, wirst du zum Herrn gehen und trinken.
Das Wort, das in Mt. 5:6 für „hungern“ verwendet wird, beschreibt einen Hunger, der mit Schmerz verbunden ist, wie wenn man lange nichts zu essen hatte. Es ist verbunden mit einer Art Schmerz oder Leiden. Es ist nicht nur ein Verlangen so wie ein leichter Hunger, wie man ihn vor dem Mittagessen verspüren würde. Es ist vielmehr mit Leiden verbunden. Wir leiden Hunger und Durst. Glückselig sind solche Menschen in solch einer Zeit, die leiden, weil sie nach Gottes Gerechtigkeit hungern und dürsten. Der Herr sieht solche Menschen und bringt sie in sein Haus.
Wir sehnen uns nach Gottes Gerechtigkeit und Frieden, weil sie heute auf dieser Erde noch nicht offenbart sind. Wenn wir zu den Menschen über den Herrn sprechen, erleben wir sowohl Freude als auch Trauer . Trauer, weil die Menschen um uns herum diese Liebe zu Gottes Gerechtigkeit nicht kennen. Glückselig sind die, die heute Hunger und Durst nach der Gerechtigkeit leiden. Denn sie werden satt werden. Lukas 6:25 beschreibt das Gegenteil – wehe denen, die jetzt satt sind; sie werden später hungern.
Dürsten während des Laubhüttenfestes
Johannes 7:37 sagt, dass am letzten Tag des Festes – der der herrlichste Tag war – Jesus aufstand und zu der Menge rief. Dieses Fest war das Laubhüttenfest, das letzte der sieben Feste (3.Mose 23). Das letzte Fest ist ein Fest des Überflusses, zu dem alle ihre Ernte brachten. Zu diesem Fest wurden so viele Opfer gebracht. Es ist das Fest mit dem meisten Überfluss (4.Mose 29:12-38). Am letzten Tag dieses Festes stand Jesus auf und rief: „Wer Durst hat, der komme zu mir und trinke.“ An solch einem Fest des Überflusses würden nur diejenigen, die in einer tiefen Weise nach Gott verlangen noch dürsten. Alle anderen sind durch den (äusseren) Überfluss bereits gesättigt.
Heute ist diese Welt voller Nahrung. Jeder ist übermäßig gesättigt, sodass es keinen Hunger und Durst mehr gibt. In der Zeit, in der der Herr zurückkommt, wird der Weinstock der Erde reif und bereit zur Ernte sein (Joel 4:13, Offb. 14:15-20). Das heisst, dass alle Dinge zur Reife gekommen sind. Und so sehen wir es auch, auch in Bezug auf alle Art des Genusses, den die Welt bietet. Daher ist die Frage: Was ist heute unsere geistliche Speise und unser Trank? Glückselig ist derjenige, der auch während des Laubhüttenfestes noch mit Leiden nach dem lebendigen Gott hungert und dürstet.
Die Quelle des Lebens
Wir können nicht so hungrig und durstig sein, wenn wir nicht auch arm im Geist sind (Mt. 5:3), das Verlangen haben, den Herrn jeden Tag neu zu erleben, und den Vater täglich fragen, was sein Wille ist. Bei ihm ist die Quelle des lebendigen Wassers (Psalm 36:10). In Johannes 4 gab es auch solch eine Quelle. Das Wasser, das der Herr uns gibt, wird nicht alt oder schal, sodass wir neues Wasser holen müssten. Der Herr gibt uns Wasser, das in uns fließt, bis es uns in das ewige Leben bringt (Joh. 4:14). Möge der Herr uns davor bewahren, selbstzufrieden und schon gesättigt zu sein (Offb. 3:17, 1. Kor. 4:8). Jeden Tag werden wir körperlich hungrig und durstig. Das ist normal. Aber der Herr muss uns helfen, den inneren Hunger und Durst nach ihm und nach seiner Gerechtigkeit zu bewahren.
Matthäus 5:3 verspricht, dass die, die hungern und dürsten, gesättigt werden. Diese Sättigung hängt von Gott ab. Bei physischer Nahrung ist das anders. Wenn du körperlich hungrig und durstig bist, kannst du das Problem schnell selbst lösen, indem du zum Kühlschrank gehst. Aber der Hunger und der Durst, von dem Matthäus 5:3 spricht, kann nur von Gott gestillt werden. Nur der Herr als unser Leben kann diesen Hunger und Durst in uns stillen. In der Religion, die nur tote Lehren vermittelt, werden unser Hunger und Durst nicht gestillt, weil Hunger und Durst das Leben betreffen!
Gottes Gerechtigkeit
Nach etwas zu hungern und zu dürsten bedeutet, dass es einen akuten Mangel gibt. Sobald du all deine Nahrung verwertet hast, wirst du hungrig, und dein Magen signalisiert dir, dass du wieder Nahrung brauchst. Das ist auch unsere Erfahrung, denn je mehr der Herr sein Licht scheinen lässt, desto mehr erkennen wir, wie sehr wir seiner Herrlichkeit entbehren (Röm. 3:23). Unser Verlangen wächst.
In der Vergangenheit, als wir die Ungerechtigkeit in dieser Welt sahen, haben wir sie vielleicht nur verurteilt und uns gewünscht, dass Gottes Gerechtigkeit auf dieser Erde errichtet wird. Aber es ist entscheidend, nach Gottes Gerechtigkeit, seiner eigenen Natur in uns, zu hungern und zu dürsten, damit sie in uns offenbar wird. Wir brauchen einen Hunger danach, dass der Herr uns in allem erfüllt. Und er wird das auch tun, denn er hat es versprochen. Wenn wir mit Leiden nach ihm hungern und dürsten, dann werden wir erfüllt werden. Psalm 42:1-2 spricht von einem Verlangen nach dem lebendigen Gott. Mit dieser Art von Durst ist ein Schmerz verbunden. Davids Beziehung zum lebendigen Gott war das Wichtigste in seinem Leben, und so ging seine Buße viel tiefer als die von Saul (Ps. 51; vgl. 1.Sam. 14).
Gottes Reich und Gottes Gerechtigkeit
Es reicht nicht mehr aus, nur sein Reich zuerst zu suchen (Lk. 12:31), sondern auch seine Gerechtigkeit (Mt. 6:33b). Es geht um sein Reich und seine Gerechtigkeit, nicht das eine ohne das andere. Denn Gottes Reich ist ein Reich der Gerechtigkeit, und von Zion muss das Gesetz ausgehen (Jes. 2:3).
Wir suchen die Gerechtigkeit, die aus Gott kommt, und verlangen danach in ihm erfunden zu werden, und nicht mit unserer eigenen Gerechtigkeit. Christus erfüllt die gerechte Forderung des Gesetzes in uns (Röm. 8:4, Phil. 2:9) und rettet uns von unserer Selbstgerechtigkeit und davon, unsere eigene Gerechtigkeit mit seiner zu verwechseln. Gottes Gerechtigkeit beginnt in unserem Wesen. Es geht nicht nur darum, dass wir diese Aspekte gelegentlich haben: dass wir gelegentlich hungrig und durstig sind oder gelegentlich barmherzig oder sanftmütig. Sondern die Verse in Matthäus 5 zeigen die innere Natur der Söhne des Reiches. Es ist ihr Wesen, es ist einfach, wie sie sind! Diese Natur ist durch den Vater in sie hineingearbeitet worden, sodass sie nichts anderes sein können als barmherzig. Sie sind sanftmütig von Herzen, und sie können nicht anders, als nach seiner Gerechtigkeit zu hungern und zu dürsten. Wir sehnen uns danach, dass seine Gerechtigkeit diese ganze Erde erfüllt und dass er diese Natur des Reiches in uns wirkt, damit er schnell zurückkommen kann.
Die Taktik des Feindes: die Versorgung abschneiden
Die Taktik des Feindes bestand von Anfang an darin, den Zugang des Menschen zum Baum des Lebens und seine Verbindung zu Gott abzuschneiden. Der Schlange gelang es, genau das bei Adam und Eva zu erreichen, denn sie ist listiger als alle Tiere des Feldes (1.Mose 3). Wenn ihr das gelingt, dann hat sie gewonnen. Aber Gott, in seiner Liebe zu uns, bestrafte zuerst die Schlange und verkündete seinen und unseren Sieg über die Schlange (V.15). Die Nahrung ist entscheidend, um den geistlichen Kampf gegen den Feind zu gewinnen. Saul, der ein Bild für unser Seelenleben ist, verachtete die geistliche Nahrung. Hätte er den Kindern Israels erlaubt zu essen, wäre ihr Sieg über die Amalekiter viel größer gewesen (1.Sam. 14:30). Nur Jonathan hörte nicht von dem Eid seines Vaters, nichts zu essen. Er streckte seinen Stab aus, um den Honig vom Boden zu nehmen, und nachdem er gegessen hatte, hellten sich seine Augen sofort auf (V.27). Diese geistliche Nahrung, die wir durch unsere geheime innere Verbindung mit Gott erhalten, macht uns weise und stark für den Kampf (vgl. Pred. 8:1; 2.Tim. 3:15). David nahm die beste geistliche Nahrung zu sich, die für die Priester bestimmt war, weil er wollte, dass Gottes Reich komme (1.Sam. 21, Mt. 12:3-8). Die Überwinder liebten ihr Seelenleben nicht bis zum Tod; sie verleugneten es, um an der geistlichen Nahrung teilzuhaben. Lasst uns die geistliche Nahrung nicht verachten.
Die himmlische Verfassung: eine Person
Wir sollten diese Verfassung des Reiches in Matthäus 5-7 nicht als Herausforderung oder Liste von Anforderungen betrachten. Sie sollte für uns kein totes Wort werden, das wir nicht erfüllen können. Vielmehr ist sie eine Beschreibung einer Person, die in uns lebt. Andernfalls wäre es uns unmöglich, sie zu erfüllen. Seinen Bruder nicht zu richten (Mt. 7:1-6) oder nicht nach einer Frau zu begehren (Mt. 5:28-29) ist eine Frage des Lebens. Christus ist dies einfach – und wir sind es auch, immer mehr in Ihm. Wir müssen auf den Herrn schauen und Ihn essen. Derjenige, der das ganze Gesetz erfüllt hat, lebt in mir. Wenn dies unsere Haltung ist, wird es uns nicht mehr schwerfallen, nicht ungehorsam zu sein (vgl. 1.Joh. 5:3). Der Herr spricht, und wir gehorchen aus Liebe. Wenn ich merke, dass es schwierig wird, das Wort zu halten, ist das ein Zeichen dafür, dass mein Herz nicht mehr auf dem richtigen Weg ist. Aber dann kann ich zum Herrn kommen, alles vor Ihm auslegen, mich entleeren und Ihn bitten, mein Herz zu erweichen, damit dieser Weg nicht mehr schwierig, sondern freudig wird. Dann werde ich diese himmlische Verfassung lieben, weil sie so vollkommen und herrlich ist.
Matthäus 6:1 sagt: „Habt jedoch Acht, dass ihr eure Gerechtigkeit nicht vor den Menschen übt.“ Vers 2 spricht vom Almosen geben, und Vers 5 und 16 vom Beten und Fasten. So wird Gottes Gerechtigkeit sichtbar. Vielleicht ist unser Konzept von Gerechtigkeit, dass wir eine Vorgabe richtig erfüllen. Aber die Gerechtigkeit des Reiches hat einen viel höheren Standard. Sie umfasst Almosen geben, Fasten und Beten. Es ist eine wunderbare Gerechtigkeit, die aus seinem Leben hervorgeht. Wenn wir dies leben, werden wir gesättigt werden. Es gibt keinen besseren Geschmack, als zu sehen, wie Christus heute durch uns Menschen ausgelebt wird (vgl. Joh. 4:34).