Die Feste des HERRN

Die sieben Feste des Herrn – ein Überblick

Die Feste sind uns von Gott, unserem Vater, gegeben, damit wir Christus darin sehen und uns an dem Reichtum, der uns darin geschenkt ist, erfreuen. Gott hatte seinem Volk Israel geboten, dass sie ihm drei Mal im Jahr ein Fest feiern sollten. In 5. Mose 16:14-15 steht:
„Du sollst dich an deinem Fest freuen, du und dein Sohn und deine Tochter und dein Sklave und deine Sklavin und der Levit und der Fremde und die Waise und die Witwe, die in deinen Toren wohnen. Sieben Tage sollst du für den Herrn, deinen Gott, das Fest feiern, an der Stätte, die der Herr erwählen wird. Denn der Herr, dein Gott, wird dich segnen in all deinem Ertrag und in allem Tun deiner Hände, und du sollst wirklich fröhlich sein.“ Das ist wunderbar. Der Vater wollte, dass sein Volk Israel die Feste feiern und sich vor ihm freuen soll.

Solange das Volk Israel die Feste hielt, hat Gott sie in all ihrem Ertrag und in allem Tun ihrer Hände gesegnet. Sie konnten sich freuen, weil Gott sie reich beschenkt hatte. Genau das möchten wir bei den Festen betonen, dass wir durch Jesus Christus viel Grund zur Freude haben. Wir sind keine bedauernswerten Christen, die so viel Mühe haben, weil sie ihr altes Leben aufgeben müssen und deshalb so arm dran sind. Im Gegenteil: Wir haben das alte Leben aufgegeben, um ein wunderbares, neues Leben in Christus zu bekommen. Das ist eine grosse Freude. In Christus hat uns Gott, unser Vater, mit jedem geistlichen Segen gesegnet. Und diesen Segen können wir jetzt durch die Feste ergreifen. Dazu wollen wir die Festzeiten, samt deren Feste, im Einzelnen betrachten und sehen, wie wir Christus selbst darin gewinnen können.

Die erste Festzeit

Das Passahfest

Die erste Festzeit im Jahr fand im ersten Monat, dem Monat Abib, statt. Am 14. Tag feierten sie das Passahfest. In 2. Mose 12 wird uns vom Auszug des Volkes Israel aus Ägypten berichtet. Bei der zehnten Plage sagte Gott, er werde alle Erstgeburt im Land Ägypten töten. Aus diesem Grund sollte das Volk Israel am zehnten Tag ein Lamm nehmen und es vier Tage lang prüfen, ob es wirklich fehlerfrei ist. Es musste einjährig und makellos sein. Dieses Lamm wurde geschlachtet und sein Blut an die Türpfosten gestrichen. Wenn der Todesengel das Blut an den Türpfosten sah, ist er vorübergegangen und die Erstgeburt in diesem Haus wurde verschont. In dieser Nacht haben sie das Passahlamm gegessen, wobei sie gerüstet waren, um aus Ägypten auszuziehen. Dazu lesen wir in 2. Mose 12:11:  „So aber sollt ihr es essen: Eure Lenden gegürtet, eure Schuhe an euren Füßen und euren Stab in eurer Hand; und ihr sollt es essen in Hast. Ein Passah für den Herrn ist es.“

Jesus Christus hat diese Festzeiten in seinem Leben sehr genau beachtet. Das Johannesevangelium berichtet immer wieder, dass Jesus zu den Festzeiten nach Jerusalem ging. In Johannes 12:1 lesen wir: „Jesus nun kam sechs Tage vor dem Passah nach Bethanien, wo Lazarus war, den Jesus von den Toten auferweckt hatte.“ Das Passahlamm musste vier Tage geprüft werden. Sechs Tage vor dem Passah kam Jesus nach Bethanien und fünf Tage vorher ist er in Jerusalem angekommen. Er war vier Tage vor seinem Tod in Jerusalem, bevor er dann als Passahlamm geschlachtet wurde. Die Prüfzeit von vier Tagen hat er exakt eingehalten. Religion und Welt, Schriftgelehrte und Pharisäer, die Hohepriester und Pilatus verhörten ihn und konnten ihn weder einer Sünde noch eines Vergehens überführen. Niemand konnte ihm irgendeine Schuld nachweisen. Er hatte alle Prüfungen bestanden und wurde schliesslich als das fehlerlose Lamm Gottes gekreuzigt.

Das Lamm Gottes

Nun möchten wir noch auf das Blut eingehen, das die Israeliten an die Türpfosten streichen mussten. Beim Abendmahl spricht Jesus von seinem Blut: „Er nahm den Kelch und dankte, gab ihnen den und sprach: Trinkt alle daraus, denn dies ist mein Blut des Bundes, das für viele ausgegossen wird zur Vergebung der Sünden“ (Mt. 26:27-28). Aufgrund des Blutes Jesu bekommen wir die Vergebung und Reinigung der Sünden. Wie damals das Blut des Lammes vor dem Todesengel gerettet hat, sodass die Erstgeburt der Israeliten nicht getötet wurde, so bewirkt das Blut Jesu heute die Vergebung unserer Sünden und die Errettung aus der ewigen Verdammnis. Als Johannes der Täufer sagte: „Siehe das Lamm Gottes…“ (Joh. 1:29), wussten die Juden sofort, was gemeint ist. Johannes hat erkannt, dass Jesus das wahre Passahlamm ist. Hebräer 4:15 zeigt, dass er in allem geprüft wurde, so wie wir. Er ist ein Hohepriester, der mit uns mitfühlen kann. Er war der einzige Mensch auf dieser Erde, der ganz ohne Sünde war.

Die Schrift zeigt auch, dass das Passahfest zwischen den zwei Abenden gehalten wurde, also zwischen Niedergang (15 Uhr) und Untergang der Sonne. In den Evangelien sehen wir, dass Jesus zur sechsten Stunde jüdischer Zeitrechnung gekreuzigt wurde und um die neunte Stunde gestorben ist. Die neunte Stunde entspricht 15 Uhr nach unserer Zeitrechnung. Er ist also genau rechtzeitig, zwischen den beiden Abenden, gestorben. Die Schrift macht sehr genaue Angaben, und Jesus hat jedes Detail erfüllt. Zur Zeit der Juden beginnt der Tag nicht um 24 Uhr, sondern schon um 18 Uhr. Das heisst, dass der darauffolgende Sabbat um 18 Uhr anfing. Deshalb sagten die Juden, dass den Gekreuzigten die Beine gebrochen werden sollten, um ihren Tod zu beschleunigen. Somit können ihre Leiber vor 18 Uhr von den Kreuzen genommen werden. Es wäre eine Schande, wenn jemand an diesem Sabbat, welcher ein hochheiliger Sabbat war, am Kreuz hängt. Deshalb ist man zwischen 15 und 18 Uhr zu den Gekreuzigten gegangen, um ihnen die Beine zu brechen. Aber Jesus war schon gestorben. Dadurch wurde auch die nächste Verheissung erfüllt, von der uns Mose in seinem zweiten Buch, Kapitel 12, Vers 46 berichtet: „In einem Haus soll es gegessen werden. Du sollst nichts von dem Fleisch aus dem Haus bringen und ihr sollt kein Bein an ihm zerbrechen.“ Dies ist eine sehr detaillierte Anweisung, die wir in Christus erfüllt sehen. Ihm wurde kein Knochen gebrochen. Er war schon tot und wurde noch vor 18 Uhr begraben. „Als sie zu Jesus kamen und sahen, dass er schon gestorben war, brachen sie ihm die Beine nicht, sondern einer der Soldaten durchbohrte seine Seite mit einem Speer“ (Joh. 19:33-34).

Der Auszug aus Ägypten

Christus ist wirklich die Erfüllung des Passahlammes. Wir haben heute solch ein Passahlamm. Wir glauben nicht nur an ihn und nehmen ihn auf, sondern müssen auch getauft werden. Die Taufe ist ein äusserlicher Auszug. Aus was müssen wir ausziehen? Das Volk Israel ist aus Ägypten ausgezogen. Aus der Sklaverei, aus der Gefangenschaft. Und Gott hat das Passahfest (und -lamm) eingesetzt, um sie daraus zu befreien. Jesus ist heute unser Weg, um aus allen Gefangenschaften herauszukommen. Wenn wir glauben und getauft werden, können wir erfahren, wie wir aus der Sklaverei dieser Welt herauskommen. Aus allem, was uns hier gefangen nehmen und unser Herz versklaven möchte.

Der äusserliche Auszug ist die Taufe in Jesus Christus hinein. Gleichzeitig muss der Herr uns auch innerlich freimachen. Indem wir Christus essen und in uns aufnehmen, können wir auch innerlich von dieser Welt befreit werden. Er gibt uns die Kraft, die wir brauchen, um nicht in Verstrickungen gefangen zu bleiben. Wenn ich mir Zeit nehme für die Gemeinschaft mit Christus, werde ich nicht in nichtigen Dingen bleiben. Das ist wirklich so: Was ich in mich aufnehme und verdaue, das wirkt eine Veränderung in mir. Wenn ich gute Dinge in mich aufnehme und Christus selbst in mir wohnen lasse, kann ich innerlich aus den Gefangenschaften ausziehen. Das macht mich wirklich frei. Das ist die praktische Erfahrung von Christus als unserem Passahlamm. Gott hat uns dieses Passahlamm gegeben, damit wir gestärkt sind, aus der Gefangenschaft der Welt herauszukommen.

Das Fest der ungesäuerten Brote

Nach der Kreuzigung wurde Jesus begraben. Das nächste Fest im jüdischen Kalender ist das Fest der ungesäuerten Brote. Am 14. des Monats Abib war das Passahfest und direkt am Tag darauf begann das Fest der ungesäuerten Brote, das sieben Tage dauerte. Die Hauptsache bei diesem Fest war: Das Volk sollte keinen Sauerteig bei sich dulden und ungesäuertes Brot essen (vgl. 2. Mose 23 und 5. Mose 16). „Und sieben Tage lang soll kein Sauerteig bei dir gesehen werden in deinem ganzen Gebiet.“ (5. Mose 16:4). Wie hat Jesus dieses Fest in seinem Leben erfüllt?

Die Betonung bei diesem Fest liegt auf dem ungesäuerten Brot und auf der Zahl sieben. Jesus selbst ist das Brot des Lebens. Er sagte von sich: „Ich bin das Brot des Lebens, wer zu mir kommt, wird gewiss nicht hungern“ (Joh. 6:35). Dieses Brot zeigt sein Leben, wie er als Mensch frei von Sauerteig lebte. Die Bibel bezeichnet Bosheit, Schlechtigkeit und Heuchelei als Sauerteig. Durch die Zahl sieben wird das vollkommene Leben des Herrn Jesus mit allen seinen menschlichen Tugenden ohne Schlechtigkeit und Heuchelei unterstrichen.

Obwohl der Tod und die Auferstehung des Herrn Jesus sehr wichtig sind, liegt bei den Evangelien der Schwerpunkt auf der ausführlichen Beschreibung seines vollkommenen Wandels, als dem wahren Menschen. Deshalb dauerte das Fest der ungesäuerten Brote sieben Tage lang. Diese Zahl sieben als einer vollkommenen Zahl zeigt uns auch, dass der Herr uns dieses Brot des Lebens sieben Tage in der Woche zur Speise anbietet, damit wir durch ihn leben können (vgl. Joh. 6:57).

Wenn wir ihn essen, ihn in uns aufnehmen, dann wird uns das verändern. Dann erkennen wir, was nicht von ihm ist, was Sauerteig ist, damit wir es ausfegen können. Ausserdem bewirkt dieses Essen, dass seine Menschlichkeit, sein ungesäuertes, unverdorbenes Leben in uns hineinkommt und zum Ausdruck gebracht wird. Das geschieht nicht aus eigener Kraft und Anstrengung, sondern weil wir ihn in uns aufnehmen und so den neuen Menschen anziehen. Wir geniessen das Fest der ungesäuerten Brote, weil wir merken, dass unser Menschsein erneuert wird, indem unser Umgang mit unseren Mitmenschen feiner wird und das Empfinden für unser Gegenüber zunimmt. Das ist alles in Christus vorhanden – wir können ihn erfahren und uns darüber freuen. Wir können den alten Menschen, der so grob ist, ablegen und Christus als den neuen Menschen anziehen. Das bringt Freude bei diesem Fest hervor.

Das Erstlingsfest

Man muss 3. Mose, Kapitel 23 mehrmals lesen um zu verstehen, wann das nächste Fest beginnt. „Und er soll die Garbe vor dem Herrn schwingen …“ (V. 12). Wann soll er die Garbe schwingen? – „am anderen Tag nach dem Sabbat“ (3. Mose 23:11). Jesus ist an einem Freitag gestorben, der Sabbat ist der Samstag und der andere Tag ist folglich der Sonntag. Deshalb wurde das dritte Fest, das Fest der Erstlinge, am Sonntag gefeiert. Jesus musste also am dritten Tag auferstehen, und das hat er auch erfüllt. Er war den ganzen Samstag im Hades, hat die Schlüssel des Todes und des Hades geholt, seinen Sieg verkündigt und ist dann pünktlich zum Sonntag, dem ersten Tag der Woche, von den Toten auferstanden. Das ist die Erfüllung des Erstlingsfestes. Warum Erstling? Weil Jesus als Erster aus den Toten auferstanden ist, um nie mehr zu sterben. Er hat sich als Erstling Gott, dem Vater, dargebracht. Nach seiner Auferstehung hatte Jesus eine Begegnung mit Maria. Sie traf Jesus frühmorgens und wollte ihn anrühren. Jesus sagte: „Rühre mich nicht an, denn ich bin noch nicht aufgefahren zum Vater“ (Joh. 20:17a). Als Erstling aus den Toten durfte er nicht von Maria berührt werden, sondern musste zuerst zum Vater auffahren. Das ist sehr wichtig. Das zeigt auch die Richtung der Anbetung: sie ist für den Vater. Jesus hat sich dem Vater als Erstling dargebracht, indem er zuerst zum Vater aufgefahren ist. Erst danach konnte man ihn berühren, als zum Beispiel Thomas die Hand in seine Wunden legte.

Jesus hat alles am richtigen Tag, zur richtigen Zeit, gemäss der Schrift erfüllt. Nun zeigt er uns, dass er uns an seinem Leben Anteil nehmen lässt. Römer 6 sagt: „Denn wenn wir mit ihm zusammengewachsen sind in der Gleichheit seines Todes, werden wir ihm auch in der Auferstehung gleich sein, da wir dies wissen, dass unser alter Mensch mitgekreuzigt worden ist, damit der Leib der Sünde unwirksam würde, so dass wir der Sünde nicht mehr als Sklaven dienen“ (Röm. 6:5-6). Wir haben jetzt Teil an seiner Auferstehung, wir sind nicht im Tod geblieben. Unser alter Mensch wurde mit Jesus begraben, und durch das Erstlingsfest haben wir sein Auferstehungsleben bekommen. Bei diesem Fest schenkt der Herr uns die Befreiung von der Sünde, so dass wir nicht mehr unter der Herrschaft der Sünde leben müssen. Was wir gestorben sind, sind wir der Sünde gestorben und was wir leben, das leben wir jetzt Gott (vgl. Röm. 6:10-11).

Dies sind die ersten drei Feste, die in einem zusammenhängenden Zeitraum gefeiert wurden. Die erste Festzeit besteht also aus:

  • dem Passahfest, am 14. Tag im ersten Monat,
  • dem Fest der ungesäuerten Brote, vom 15.-21. Tag im ersten Monat,
  • und dem Erstlingsfest, am 16. Tag im ersten Monat.

Die erste Festzeit im Monat Abib fängt also am 14. Tag mit dem Passahfest an und geht am 15. Tag mit dem siebentägigen Fest der ungesäuerten Brote weiter. Am 16. Tag wird die Erstlingsgarbe geschwungen, und bis zum 21. Tag wird weiterhin ungesäuertes Brot gegessen. Das ist die erste Festzeit, die auch Jesus erfüllt hat: zuerst die Kreuzigung, den ganzen darauffolgenden Sabbat war er im Grab und am nächsten Tag ist er auferstanden. Diese Abfolge hat Christus also genau erfüllt.

Die zweite Festzeit

Das Pfingstfest (Wochenfest)

Nun möchten wir auf die zweite Festzeit eingehen. „Und ihr sollt für euch zählen von dem Tag nach dem Sabbat, von dem Tag, an dem ihr die Garbe fürs Schwingopfer gebracht habt: Es sollen sieben volle Wochen sein. Bis zum andern Tag nach dem siebten Sabbat sollt ihr fünfzig Tage zählen. Dann sollt ihr dem HERRN ein neues Speisopfer darbringen“ (3. Mose 23:15-16).

Hier ist eine Zeitspanne von 50 Tagen beschrieben. Wo finden wir dazu eine Entsprechung im Leben Jesu? Nach der Auferstehung des Herrn berichtet uns die Apostelgeschichte in Kapitel eins, Vers drei, was der Herr als Auferstandener auf der Erde getan hat: „Ihnen hat er sich auch lebendig erzeigt nach seinem Leiden durch viele sichere Beweise, indem er sich 40 Tage unter ihnen sehen ließ und von den Dingen des Reiches Gottes redete.“ Von diesen 50 Tagen hat Jesus also 40 Tage lang mit seinen Jüngern über das Reich Gottes geredet und ist danach in den Himmel aufgefahren. „Als er dies gesagt hatte, wurde er zusehends emporgehoben, und eine Wolke nahm ihn auf vor ihren Augen weg“ (Apg. 1:9).

Und was geschah in den verbleibenden 10 Tagen? Dazu lesen wir in Offenbarung 5:5-6: „Und einer von den Ältesten spricht zu mir: weine nicht. Siehe, es hat überwunden der Löwe aus dem Stamm Juda, die Wurzel Davids, zu öffnen die Schriftrolle und ihre sieben Siegel. Und ich sah in der Mitte des Thrones und der vier lebendigen Wesen und in der Mitte der Ältesten ein Lamm stehen wie geschlachtet. Das hatte sieben Hörner und sieben Augen, welche die sieben Geister Gottes sind, ausgesandt über die ganze Erde“.

Der Herr Jesus wird als der Löwe aus dem Stamm Juda und die Wurzel Davids vorgestellt. Was zeigt diese Aussage über Christus? „Aus dem Stamm Juda“ zeigt seine menschliche Abstammung aus königlichem Geschlecht. Als Gott hat er keinen Stammbaum, aber als Mensch kam Jesus aus dem Stamm Juda. Er war in der Abstammungslinie Davids und dieser war aus dem Stamm Juda. Deshalb wird Jesus im Himmel als Mensch beschrieben, als die Wurzel Davids. Es ist sehr bemerkenswert, dass hier ein Mensch im Himmel und sogar in der Mitte des Thrones zu sehen ist. Ein Mensch auf dem Thron – warum ist das wichtig? Es zeigt Gottes Vorsatz, den er von Anfang der Welt schon gefasst hatte. In 1. Mose 1 stellte Gott die Erde wieder her. Er sagte zum Menschen: „Seid fruchtbar und vermehrt euch, füllt die Erde, macht sie euch untertan und herrscht über die Fische im Meer, über die Vögel unter den Himmeln und über alle Kriechtiere auf dem Erdboden“ (1. Mose 1:28). Das zeigt, wie wichtig der Mensch in Gottes Augen ist, weil er will, dass der Mensch mit ihm herrscht.

Ein Mensch auf dem Thron

Nur wenn wir das sehen, verstehen wir, warum Gott möchte, dass wir reif werden, um mit Christus im 1000-jährigen Reich zu herrschen. Gott möchte den Menschen zur Herrschaft über seine Schöpfung einsetzen. Deshalb musste der Herr Jesus auch als erster Mensch vorausgehen. Nur so kann Paulus sagen, dass er der „Erstgeborene unter vielen Brüdern sei“ (Röm. 8:29). Nur weil er als Mensch diesen Weg vorausgegangen ist, können auch wir ihm auf diesem Weg folgen. Deshalb ist es wichtig zu sehen, dass Christus jetzt als Mensch im Himmel ist. Er, der gestorben, auferstanden und aufgefahren ist, sitzt jetzt als Mensch auf dem Thron.

Nun wollen wir sehen, was mit Jesus auf dem Thron geschieht. Er ist der einzige, der würdig erfunden wurde, die Siegel zu öffnen. Das hat er in Offenbarung 6 getan. „Ich sah, wie das Lamm eines der sieben Siegel öffnete, und hörte eines von den vier lebendigen Wesen wie mit einer Donnerstimme sagen: Komm! Und ich sah, und siehe, ein weißes Pferd, und der darauf saß hatte einen Bogen und es wurde ihm ein Siegeskranz gegeben, und er zog aus, siegend und um zu siegen“ (Offb. 6:1-2). Der Herr öffnete das erste Siegel und das weisse Pferd zog aus. Das war genau der richtige Zeitpunkt, die zehn fehlenden Tage waren verstrichen. „Als der Tag der Pfingsten erfüllt war, waren sie alle am selben Ort zusammen. Und plötzlich geschah vom Himmel ein Brausen, wie wenn ein gewaltiger Wind daherfährt, und erfüllte das ganze Haus, in dem sie sassen. Und es erschienen ihnen Zungen wie von Feuer, die sich verteilten und sie setzten sich auf jeden unter ihnen; und alle wurden mit dem Heiligen Geist erfüllt“ (Apg. 2:1-4a). Hier hat Gott den Heiligen Geist gesandt. Es war der Tag des Pfingstfestes, als der Heilige Geist ausgegossen wurde. Jetzt konnte das weisse Pferd, das für das siegreiche Evangelium steht, ausziehen, um zu siegen.

Das siegreiche, weisse Pferd

Petrus bezeugte kurze Zeit später: „Ihr Männer von Israel, hört diese Worte: Jesus, den Nazarener, einen Mann, der von Gott unter euch erwiesen worden ist durch Machttaten und Wunder und Zeichen, die Gott durch ihn getan hat in eurer Mitte, wie ihr selbst wisst – diesen, der nach dem festgesetzten Ratschluss und der Vorkenntnis Gottes ausgeliefert wurde, habt ihr durch die Hand von Gesetzlosen ans Kreuz geschlagen und getötet; den hat Gott auferweckt, indem er die Wehen des Todes auflöste, da es unmöglich war, dass er von ihm festgehalten wurde“ (Apg. 2:22-24).

Das Evangelium hat seit dem Tag, als es durch Petrus und die anderen Apostel verkündigt wurde, viel Bedrängnis erfahren. Es gab Menschen, die es ausrotten und alle Bibeln beseitigen wollten. Aber niemand konnte das Evangelium auslöschen, es ist und bleibt siegreich. Keiner kann es verbieten und niemand kann seine Wirkung schmälern, weil niemand das weisse Pferd überwinden kann. Dies ist das siegreiche Evangelium.

Die Freude beim Pfingstfest ist, dass Gott uns den Heiligen Geist gegeben hat. Der Geist Gottes ist so wunderbar: er lehrt uns alle Dinge, die wir wissen müssen; er erinnert uns; der Geist tröstet uns; der Geist offenbart uns die Dinge Gottes; er führt uns in alle Wirklichkeit. Der Geist hat Vollmacht und gibt uns die Macht, auf Schlangen und Skorpione zu treten.

Der Geist gibt uns auch Freimut, den Herrn vor unseren Kollegen zu bezeugen. Wenn der Geist in uns wirkt, ist es nicht schwer, von Jesus zu bezeugen. Das beruht nicht auf unserer Kraft und Fähigkeit, sondern es ist der Geist, den der Herr beim Pfingstfest ausgegossen hat.

Es ist wichtig, dass wir Christus sehen, der als Mensch auf dem Thron sitzt. Da er auf dem Thron sitzt, ist er über allem erhaben. Er ist mächtiger und grösser als alles, was uns hier bedrängen kann. Es ist sehr gut, ihn auf dem Thron und nicht nur am Kreuz zu sehen. Auf dem Thron ist er viel gewaltiger und mächtiger. Dort regiert er in Ewigkeit.

Die zweite Festzeit besteht nur aus diesem einen Fest, dem Pfingstfest.

Die dritte Festzeit

Die dritte Festzeit findet im siebten Monat, dem Monat Tischri (September/Oktober), zur letzten Erntezeit des Jahres, statt. Diese Festzeit umfasst drei Feste: das Posaunenfest, das Versöhnungsfest und das Laubhüttenfest.

Der siebte Monat ist nicht der letzte Monat des Jahres, aber die Zahl sieben steht in der Bibel für die Vollendung. Alle sieben Feste können wir heute durch Jesus Christus erfahren. Die ersten vier Feste hat der Herr schon vollständig erfüllt. Und die letzten drei Feste im siebten Monat dienen unserer Vollendung, um uns auf das kommende Reich Gottes vorzubereiten. Als Christen warten wir darauf, dass der Herr Jesus wiederkommt. Durch sein erstes Kommen hat er die Erlösung vollbracht. Bei seinem zweiten Kommen erscheint er als der König, um in Gerechtigkeit über die ganze Erde zu herrschen und uns als Könige und Priester einzusetzen. Dafür braucht es eine gründliche Vorbereitung. Und aus diesem Grund hat uns Gott diese Feste geschenkt.

Das Posaunenfest

Das erste Fest in der letzten Festzeit ist das Posaunenfest. Gott befahl Mose, silberne Posaunen anzufertigen, die zu verschiedenen Anlässen geblasen werden sollten. Einmal zum Sammeln des Volkes und zum Aufbruch. In Matthäus 24 geht es um die Wiederkunft des Menschensohnes: „Und er wird seine Engel mit einer lauten Trompete senden, und sie werden seine Auserwählten zusammenbringen von den vier Winden, von einem Ende des Himmels bis zum anderen“ (Mt. 24:31). In der ganzen Schrift sehen wir, dass die Posaunen geblasen werden, um das Volk Gottes aufzuwecken, zu sammeln und vor ihn zu bringen.

Dieses Fest hat viele Aspekte. Wir geben hier nur einen Überblick, aber es ist gut, selbst in das Wort hineinzugehen. Bei diesem Fest ist die letzte Posaune sehr beeindruckend: Im ersten Korintherbrief, Kapitel 15, geht es darum, in das Reich Gottes hineinzukommen und es zu ererben. Dieses Reich kann nicht vom alten Menschen, sondern nur vom neuen Menschen geerbt werden (vgl. 1. Kor. 15:50ff.). Auch im ersten Thessalonicher Brief wird die Posaune erwähnt, die sein Volk zu einem Treffen mit dem Herrn in der Luft zusammenruft (vgl. 1. Thess. 4:16). Und in Offenbarung 11 ruft die siebte Posaune am Schluss alle vor den Thron, vor den Richterstuhl Christi (vgl. Offb. 11:15ff.).

Anwendungen der silbernen Posaunen

Die Posaune wird aber auch geblasen, um zum Kampf zusammenzurufen. Das sehen wir ganz praktisch in der Gebetsversammlung. Wir kämpfen für den Vorsatz Gottes und gegen Mächte und Gewalten.

Eine weitere Anwendung der silbernen Posaune ist das Predigen des Evangeliums des Reiches. Wir sollen nicht nur das wunderbare Errettungswerk, das der Herr schon vollbracht hat, verkündigen, sondern auch bezeugen, dass er bald wiederkommt. Die Menschen müssen das wissen. Die Wahrheit zu reden ist eine silberne Posaune der Errettung, auch für uns Gläubige.

Die Posaune dient auch dazu, dass wir uns gegenseitig ermutigen zusammenzukommen und aus jedem Lager herauszukommen. In Offenbarung 18 ist von einer lauten Stimme die Rede. Heute ist die Posaune unser Mund. Das Wort sagt, dass das Volk Gottes, das Christenvolk, in Babylon, dem System der Religion, gefangen ist. Und der Herr sagt: Kommt heraus aus ihr mein Volk, damit ihr nicht teilhabt am Gericht, das über dieses System kommt (vgl. Offb. 18:4). Heute traut sich kaum jemand darüber zu reden. Aber Gott schenkt uns das Posaunenfest. Das soll uns Mut machen. Die Wahrheit macht die Menschen frei und nicht das, was sie gerne hören möchten, über Liebe usw. Gottes Liebe ist wunderbar, aber Gottes Gerechtigkeit und Wahrheit wird die Menschen freimachen. Christus hat immer die Posaune geblasen. Er hat nicht darauf geachtet, was die Menschen von ihm hören wollten, sondern er hat die Wahrheit geredet. Alle, die das Evangelium gepredigt haben, haben diese Erfahrung gemacht: Man hat oft keine Lust anzufangen, irgendetwas hindert uns innerlich. Ich habe dann oft gebetet: Herr, gib mir Kraft. Aber der Herr sagte: Nein, das Evangelium ist die Kraft Gottes (vgl. Röm. 1:16). Wenn du hingehst und predigst, bekommst du die Kraft durch das Evangelium. Deshalb ist das Posaunenfest ein Geschenk von Gott an uns.

Das Versöhnungsfest

Dieses Fest findet am zehnten Tag des siebten Monats statt. „Doch am Zehnten dieses siebten Monats, da ist der Versöhnungstag. Eine heilige Versammlung soll er für euch sein, und ihr sollt euch selbst demütigen und sollt dem HERRN ein Feueropfer darbringen“ (3. Mose 23:27). Die volle Versöhnung mit Gott steht bei diesem Fest im Zentrum. Zwei Punkte gilt es dabei zu beachten: die Sabbatruhe und sich vor dem Herrn demütigen.

Das Wort weist mehrfach darauf hin, dass man an diesem Tag nicht arbeiten, sondern zu völliger Ruhe kommen soll. Das Wort „demütigen“ wird in anderen Übersetzungen als „fasten“ oder als „die Seele verleugnen“ oder sogar „die Seele kasteien“ wiedergegeben. In diesem Zusammenhang geht es bei der Versöhnung nicht um die ursprüngliche Errettung. Als wir gläubig wurden, fand bereits eine Versöhnung mit Gott statt. Aber jetzt, im siebten Monat, geht es um das Volk Gottes, das vollständig mit Gott versöhnt werden muss. Dies ist eine sehr ernsthafte Sache.

Das Selbst verleugnen

Weshalb möchte Gott, dass wir dieses Fest halten? Weil unsere Seele immer noch verdorben ist und gar nicht Gottes Heiligkeit entspricht. Bei seiner Rückkehr erwartet der Herr eine Braut, die ihm völlig entspricht. Dafür müssen wir in unserem Gefühl, in unserem Denken und Wollen ganz mit Gott versöhnt sein. Der Herr Jesus redet oft davon, die Seele zu verleugnen: „Wenn jemand mir nachfolgen will, verleugne er sich selbst und nehme sein Kreuz auf und folge mir“ (Mt. 16:24; Mk. 8:34). Das Problem ist, dass unser Selbst und auch unser Leib wie eine Isolation für den Geist fungieren. Der Geist ist willig, er will vorangehen und Gottes Willen tun. Aber oftmals wollen wir andere Dinge tun; und das blockiert uns. Gerade dann ist es an der Zeit, dieses Fest zu halten, unsere Seele zu verleugnen und uns von dem zu enthalten, was immer auch unsere Seele „essen“ möchte. Zum Beispiel Medien, Sport oder viele andere Dinge, die wir lieben. Der Versöhnungstag ist ein Tag, an dem man nichts Eigenes tun, sondern in seine Ruhe hineinkommen soll.

Erst vor kurzem wurde mir bewusst, dass das Versöhnungsfest der Tag ist, an dem der Hohepriester in das Allerheiligste hineinging. Viele wissen, dass er nur einmal im Jahr, und zwar am Versöhnungstag, in das Allerheiligste hineingehen durfte. Dort hat er die Schuld des ganzen Volkes gesühnt und ist direkt in Gottes Anwesenheit getreten. Christus ist die Erfüllung von diesem Fest und bringt uns heute in die Wirklichkeit davon. Wir sollen nicht nur einmal im Jahr, sondern täglich in das Allerheiligste hineingehen. Dafür brauchen wir oft diese Versöhnung. Der Herr ruft uns, aber wir wollen oft gar nicht hineingehen, sondern lieber etwas anderes machen und verschieben es auf später. Doch dafür ist uns dieses Fest gegeben, dass wir lernen, uns die Zeit zu nehmen und alles andere beiseitezulassen: Das Handy, den Computer abschalten und durch Christus in das Allerheiligste, in die Anwesenheit Gottes, in die Ruhe hineinzukommen.

Das Laubhüttenfest

Als die Israeliten damals im guten Land wohnten und Besitztümer hatten, sollten sie dieses Fest jedes Jahr feiern. Am fünfzehnten Tag des siebten Monats sollten sie Zweige nehmen, daraus Laubhütten bauen, und sieben Tage darin wohnen. Nach sieben Tagen waren die Blätter natürlich alle verwelkt. Das soll uns zeigen, dass wir auf dieser Erde nur Pilger sind und alles Irdische keinen Bestand hat. Wir leben in Laubhütten, und unsere Ausrichtung und Ziel ist Gottes Reich. Wir erwarten sehnlich die Wiederkunft unseres Herrn.

Dieses Fest dient der Vorbereitung auf das kommende 1000-jährige Reich. Der Herr versorgt uns mit allem, was wir für dieses irdische Leben brauchen. Aber unsere Ausrichtung ist nicht: Ein schönes Haus, eine gute Familie, das komfortable Auto; diese Dinge werden alle verwelken. Auch Paulus sagt sehr klar, dass sein Leib eine Hütte ist, die vergeht, und dass er lieber beim Herrn sein möchte (vgl. 2. Kor. 5:1ff.).

Pilger und Fremdlinge

Der Hebräerbriefschreiber spricht davon, dass wir hier keine bleibende Stadt haben, sondern nur Pilger sind. Von Abraham heisst es: „Durch Glauben lebte er als Gast in dem Land der Verheißung wie in einem fremden und wohnte in Zelten mit Isaak und Jakob, den Miterben derselben Verheißung; denn er wartete auf die Stadt, welche die Fundamente hat, deren Baumeister und Schöpfer Gott ist“ (Hebr. 11:9-10). Abraham war aus Chaldäa ausgezogen und nach einer langen Pilgerreise im verheissenen Land angekommen. Trotzdem zog er weiterhin als Pilger in Zelten umher. Warum das? Im Geist hat ihm Gott die zukünftige Stadt gezeigt. Deshalb war er nur ein Pilger auf der Erde. Er lebte in der Wirklichkeit des Laubhüttenfestes.

„Diese alle sind im Glauben gestorben und haben die Verheißungen nicht erlangt, sie aber von ferne gesehen und gegrüßt und haben bekannt, dass sie Gäste und Fremdlinge auf Erden sind“ (Hebr. 11:13). Auch wir sind hier auf der Erde nur Gäste und Fremdlinge. „Denn wir haben hier keine bleibende Stadt, sondern die zukünftige suchen wir“ (Hebr. 13:14). Dieser Vers gilt für uns. Auch Petrus redet davon: „Geliebte, ich ermahne euch als Fremdlinge und Pilger, dass ihr euch von den fleischlichen Begierden fernhaltet, welche gegen die Seele kämpfen“ (1. Petr. 2:11). Um dem Herrn entgegenzugehen und uns von den Dingen dieser Welt zu lösen, ist es eine grosse Hilfe, dieses Fest zu feiern. Das macht uns frei.

Dieses Fest beinhaltet viele Aspekte, aber die Hauptsache ist, dass wir uns an den Reichtümern des Herrn erfreuen (siehe 5. Mose 12 und 16). Wir brauchen keine äusseren Dinge, sondern der Herr ist unsere höchste Freude und wir erwarten sehnlich seine Wiederkunft. Selbst im 1000-jährigen Reich wird das Laubhüttenfest noch gefeiert werden (vgl. Sach. 14:16).

Alles, was der Herr in den ersten beiden Festzeiten vollbracht hat und was er noch erfüllen wird (3. Festzeit), ist für unsere tägliche Erfahrung und für die Vorbereitung auf seine Wiederkunft sehr bedeutsam.

Alle sieben Feste sind im Tisch des Herrn zusammengefasst. Das heisst, wir können an jedem Tisch des Herrn unsere Erfahrungen, die wir anhand der sieben Feste gemacht haben, zur Verherrlichung unseres wunderbaren Herrn darbringen. Dieser Tisch wird dann so reich sein, weil wir die Wirklichkeit erfahren, die darin enthalten ist. Es ist kein Ritual des Neuen Testaments, dass wir das Brot brechen und den Wein trinken und uns an den Herrn Jesus erinnern.

Paulus sagt, dass wir diese Feste feiern sollen: „Fegt den alten Sauerteig aus … Denn auch unser Passah, Christus, ist geopfert worden … Darum lasst uns das Fest halten“ (1.Kor. 5:7-8). Um das Fest gebührend feiern zu können, braucht es Vorbereitung. Der Geist wird uns in den kommenden Monaten und Jahren in die Wirklichkeit und den vollen Reichtum dieser Feste hineinführen.

(Kurzkonferenz in Vaihingen-Stuttgart im Oktober 2016)